Für Schopenhauer waren Gefühle nicht nur Gegenstand theoretischer Beschäftigung. Die eigentliche Keimzelle des Schopenhauerschen Pessimismus ist gefühlsmäßige Betroffenheit vom Elend des Daseins. Auch von seiner Persönlichkeit her bietet Schopenhauer, der seine Affekte häufig unzureichend kontrollieren konnte, das Bild eines stark emotionsbestimmten Menschen. Oberhand haben Gefühle auch in seinem Bild vom Menschen: Vernunft, Gelassenheit und Interesse an Wahrheit finden sich nach ihm – als späte Hervorbringung der Evolution – nur vereinzelt und machen durchweg mehr Mühe als Gefühle. Anders als die meisten modernen Emotionstheorien ordnet Schopenhauer dabei Gefühle den Willensphänomenen zu. Der Vortrag erläutert, warum es dafür – im Rahmen seiner Philosophie – gute Gründe gibt.
Referent: Prof. Dr. Dr. h. c. Dieter Birnbacher,
Universität Düsseldorf